Virtuelle Welten und deren Probleme…

Jetzt hat also auch Meta eine neue VR-Brille vorgestellt. Unabhängig davon, ob die gestern gezeigte Meta Quest oder Apple’s Vision Pro – das Thema Virtuelle / Angereicherte / Vermischte Realität ist nun endgültig da!

Die technischen Fortschritte und die Qualität des Erlebnisses scheinen beeindruckend zu sein und solche virtuellen Erlebnisse werden sehr bald nicht mehr von „echten“ Eindrücken zu unterscheiden sein. Frei nach Mr. Spock: „faszinierend…!“, ich bin hochgespannt auf die Geräte. 

Für diskussionswürdig halte ich allerdings die allseits vorgestellten Möglichkeiten, „echte“ Erlebnisse einzufangen und virtuell erneut zu „erleben“. Hier können sehr schnell gefährliche Grenzen überschritten werden. Denn sind wir erst einmal in die Lage versetzt, schöne Momente immer wieder in sich realistisch anfühlender Qualität ablaufen zu lassen, dann wird es viele Menschen geben, die sich in der virtuellen Welt komplett verlieren. 

Meine Oma ist bspw. 92 Jahre alt und hat letztes Jahr Ihren Mann verloren, mit dem sie über 70 Jahre verheiratet war. Ich bin mir sicher, würde man ihr eine 3D-Brille mit einem „Best-Of“ aus den gemeinsamen Momenten geben, würde sie das Ding nicht mehr absetzen. Sie wäre glücklich, zufrieden und würde die virtuelle Welt sofort der realen vorziehen. 

Unmittelbar anschließend stellt sich die nächste Frage: was, wenn jemand nicht (mehr) möchte, dass ein anderer persönliche / intime gemeinsame Momente immer und immer wieder „nach-erleben“ kann? Was, wenn diese womöglich sogar weiter verteilt werden? Derartige Szenarios führen bei Betroffenen auch heute schon zu schweren psychologischen Schäden (Stichwort „Rache-Porno“). In Kombination mit Deep-Fakes kann sich wohl bald jeder solch persönliche Momente mit beliebigen anderen Personen generieren lassen. Und – wie die Vergangenheit und Gegenwart leider immer wieder zeigt – was technisch geht, wird auch von irgendwem gemacht werden. 

Ich denke, wir sollten uns hier nicht auf die großen Tech-Konzerne verlassen, dass Themen, wie Privatsphäre, Datenschutz, z.B. das Recht auf Löschen digitaler Erinnerungen, u.v.m. im Sinne der Benutzer geregelt sein wird. Wir brauchen hierfür einen gemeinsamen, interdisziplinären Ansatz (IT, Psychologie, Recht, Gesetzgebung). Und ja, es wird schwierig, hier all die Interessen, Strömungen, Lobbies unter einen Hut zu bringen. 

Zum Glück fangen wir aber nicht bei Null an: am Montag fand bspw. ein sehr guter Workshop mit Vertretern der Europäischen Kommission statt, um Partnerschaften im Bereich der Virtuellen Welten zu ermöglichen und zu strukturieren. Dies könnte eine geeignete Plattform sein, um auch die Politik für das Thema zu sensibilisieren und vorzubereiten. 

Fakt ist aber: wir können und dürfen uns hier nicht wegducken!