Zielgruppenanalyse im Software-Engineering wird häufig unterschätzt. Obwohl wir mittlerweile in vielen Projekten gute User-Stories oder Use-Cases formulieren, fehlt meist die Betrachtung der Nutzermotivation – auch aus psychologischen Aspekten. Und nur, wenn Anwendungen perfekt zu den Nutzern passen, werden sie auch gerne und zielführend genutzt.
Es geht dabei nicht nur um die Frage, wie alt, welches Geschlecht, welches Umfeld, Einkommen, usw. unsere Nutzer haben, sondern auch um deren Werteverständnis und Persönlichkeitsmerkmale. Ein paar Beispiele:
• „𝗔𝗰𝗵𝗶𝗲𝘃𝗲𝗿“ suchen ständig nach Herausforderungen. Sie wollen innerhalb ihrer Anwendung gefordert werden und Dinge entdecken können.
• „𝗦𝗼𝗰𝗶𝗮𝗹𝗶𝘇𝗲𝗿“ brauchen Kontakt zu anderen Nutzern. Wenn sie isoliert werden, verlieren sie ihre Motivation und arbeiten schlechter.
• „𝗣𝗵𝗶𝗹𝗮𝗻𝘁𝗿𝗼𝗽𝗲𝗻“ wollen helfen. Sie ziehen ihre Motivation daraus, andere Nutzer beim Lösen ihrer Probleme zu unterstützen.
• „𝗗𝗲𝘀𝘁𝗿𝗼𝘆𝗲𝗿“ sind Nutzer, die in Ihrer Anwendung gezielt auf Fehlersuche gehen werden und versuchen werden, diese kaputt zu machen.
Je genauer Sie Ihre Nutzer nunmehr kennen, desto gezielter können Sie Ihre Anwendung oder Teilbereiche davon auf diese Nutzer abstimmen!
Haben Sie bspw. Philantropen in Ihrem Nutzerkreis, sollten Sie unbedingt ein editierbares FAQ-Board anlegen, denn dann nehmen Ihnen diese Nutzer Arbeit ab und freuen sich auch noch darüber. Bei Destroyern müssen Sie extrem auf die Qualität Ihrer Anwendung achten (mehr als sonst), da mutwillige Zerstörung im Raum stehen kann. Socializer brauchen Interaktionsmöglichkeiten mit anderen Nutzern und Achiever Elemente aus der Gamification.
Es gibt natürlich noch viele weitere Persönlichkeitsmerkmale, die zur Analyse von Nutzern angeführt werden können – dennoch stelle ich nochmal die Frage: kennen Sie Ihre Nutzer? … und optimieren Sie Ihre Anwendungen entsprechend?
Mein Tip: bauen Sie eine Zielgruppen-Session mit in den Requirements-Engineering-Prozess ein. Dann können User-Stories erweitert, optimiert oder spezialisiert werden, damit’s am Ende den „perfect match“ zwischen Nutzer und Anwendung gibt!